Wohneigentum für Familien: Neues Förderprogramm gestartet

Wohneigentum für Familien: Neues Förderprogramm gestartet

Mehr Familien ins Wohneigentum bringen: Das ist derzeit angesichts kräftig gestiegener Zinsen, Eigenkapitalforderungen, Bau- und Energiepreise eine größere Herausforderung als je zuvor. Der Bund will ihr jetzt mit einem neuen Förderprogramm begegnen, das auch dem Klimaschutz helfen soll. Der Plan war schon bekannt, nun liegen auch die Förderkonditionen vor.

Mehr Familien ins Wohneigentum bringen: Das ist derzeit angesichts kräftig gestiegener Zinsen, Eigenkapitalforderungen, Bau- und Energiepreise eine größere Herausforderung als je zuvor. Der Bund will ihr jetzt mit einem neuen Förderprogramm begegnen, das auch dem Klimaschutz helfen soll. Der Plan war schon bekannt, nun liegen auch die Förderkonditionen vor.

Berlin/Düsseldorf. Familien mit kleineren und mittleren Einkommen können ab heute (1. Juni 2023) für den Bau Ihres Eigenheims zinsgünstige Darlehn der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bekommen. Im Rahmen des neuen Förderprogramms „Wohneigentum für Familien“ werden Darlehn mit 35 Jahren Laufzeit angeboten, die in den ersten 10 Jahren mit einem Zins von 1,25 Prozent weit unterhalb der aktuell von den Geschäftsbanken in Deutschland verlangten Bauzinsen liegen.

Die günstigen Darlehn sind nur für Haushalte mit mindestens einem Kind verfügbar. Dabei darf das jährlich zu versteuernde Haushaltseinkommen maximal 60.000 Euro betragen. Für jedes weitere Kind steigt diese Grenze um 10.000 Euro. Es kann nur eine Immobilie zur Selbstnutzung gefördert werden und es muss sich um ein „Klimafreundliches Wohngebäude“ handeln, das die Anforderungen eines Effizienzhaus 40 und über seinen Lebenszyklus hinweg einen geringen CO2-Fußabdruck gemäß dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) hat.

Nur Gebäude mit höchsten energetischen Standards gefördert

Familien mit ein oder zwei Kindern können für ein solches Haus ein Darlehn von 140.000 Euro über die KfW bekommen. Bei drei oder vier Kindern sind bis zu 165.000 Euro drin, ab fünf Kindern sogar 190.000 Euro. Die Familien müssen also weiterhin den weitaus größten Teil ihrer Baukosten durch einen Kredit einer Geschäftsbank zu den aktuell marktüblichen Zinsen finanzieren. Dafür müssen sie ein sehr hohes Eigenkapital mitbringen. Wer bereits ein Wohngebäude besitzt oder bereits Baukindergeld beantragt hat, kann die neue Förderung nicht in Anspruch nehmen.

Höhere Darlehnsbeträge sind möglich, wenn man sich für ein „Klimafreundliches Wohngebäude – mit QNG“ entscheidet, das zusätzlich zu den genannten energetischen Anforderungen auch noch alle Anforderungen für das Qualitätssiegel QNG-PLUS oder QNG-PREMIUM erfüllt und ein Nachhaltigkeitszertifikat von einer akkreditierten Stelle erhält. Dann kann eine Familie mit ein oder zwei Kindern 190.000 Euro Darlehn bekommen, bei drei oder vier Kindern sind 215.000 Euro möglich und ab fünf Kindern 240.000 Euro. Allerdings sind die Baukosten für ein solches Haus auch wesentlich höher.

Im Fördertopf sind gerade mal 350 Millionen Euro

„Mit der Einkommensgrenze wurde die Latte sehr tief gehängt“, bemerkt Erik Uwe Amaya, Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen. „Wir gehen davon aus, dass sich trotz der zinsgünstigen Darlehn die wenigsten Haushalte dieser Einkommensgruppe eine Immobilie leisten können.“ Für diese Familien bleibe die Hürde des hohen erforderlichen Eigenkapitals und der hohen Grunderwerbsteuer unüberwindlich – vor allem in Zeiten extrem gestiegener Baukosten und hoher Grundstückspreise.

Das zuständige Bundesbauministerium schreibt, es wolle mit der Maßnahme die Wohneigentumsquote erhöhen – also mehr Menschen Wohneigentum ermöglichen. „Das wird so nicht gelingen – so gut die Idee der sehr niedrigen Zinsen grundsätzlich ist“, stellt Amaya fest. „Das neue Förderprogramm gilt nur für den teuren Neubau nach höchsten energetischen Standards, nicht für den Kauf günstigerer Bestandsimmobilien. Das erschwert gerade der adressierten, einkommensschwachen Zielgruppe die Finanzierbarkeit ganz erheblich.“

NRW fördert Eigentumsbildung mit attraktiveren Konditionen

Offensichtlich rechnet die Bundesregierung selbst nicht damit, dass eine nennenswerte Anzahl an Familien in den Genuss der neuen Förderung kommen wird: Für das Programm stehen lediglich 350 Millionen Euro bereit. Selbst, wenn jeder Haushalt nur die kleinste Darlehnsstufe von 140.000 Euro wählen würde, könnten damit maximal 2.500 Haushalte in den Genuss eines Förderkredits kommen – bundesweit. Wer für seine Familie die Option sieht, zu diesem Kreis gehören zu können, findet alle weiteren Informationen zum Programm und zur Antragstellung unter folgendem Link auf der Website der KfW.

Amaya verwies zum Vergleich auf die öffentliche Wohnraumförderung durch die NRW.Bank in Nordrhein-Westfalen: „Hier werden seit diesem Jahr auch Menschen mit deutlich höheren Einkommen unterstützt, für die der Eigentumserwerb mit der Förderung dann wirklich in Reichweite kommt. Nach dem Prinzip „Jung kauft Alt“ können mit der NRW-Förderung außerdem auch Bestandsgebäude erworben werden. Zugleich ist die Förderung in NRW nicht von der Einhaltung extrem strenger energetischer Standards abhängig, es gibt Tilgungsnachlässe und mit 0,5 Prozent noch niedrigere Zinsen. Mehr Informationen gibt es unter folgendem Link auf der Website der NRW.Bank.

Außerdem entlastet NRW über die NRW.Bank die Bürger beim Kauf einer selbstgenutzten Immobilie mit einem Zuschuss von 2 Prozent der Kaufsumme – maximal 10.000 Euro – von der hohen Grunderwerbsteuer (wir berichteten). Informationen zur Förderung und Antragstellung gibt es hier. Dabei handelt es sich um eine Zwischenlösung, weil die Ampel-Koalition im Bund ihr Versprechen noch immer nicht eingelöst hat, den Ländern die Möglichkeit einzuräumen, bei der Grunderwerbsteuer Freibeträge etwa für Familien einzuführen. Die CDU-geführte NRW-Landesregierung will solche Freibeträge schon seit einigen Jahren einführen.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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